ist das Leitwort der Regeln von Benedikt als Vorsteher eines Klosters im 6. Jahrhundert. Heute scheint die Besinnung auf den Tipp Benedikts zuzuhören, in einer lauten Welt sinnvoll und aktuell.
»Wer Ohren hat zu hören, der höre.«
Über-Hören
Laut ist es in der Welt. Kommen Menschen zusammen, beenden sie das offene Zuhören relativ früh. Viele Menschen betrachten den Beitrag des anderen nur als Vorspann zum eigenen Reden. So überhören die Menschen wesentliche Details, obwohl das Hören auf die Worte des Anderen eine Bedingung für Verstehen ist.
Egoismen allerorten
Bei einer ausschließlich Ich-bezogenen Haltung beim Zuhören, wird vieles, was zwischen den Zeilen mitschwingt nicht wahrgenommen. Es wird, wenn überhaupt, nur an der Oberfläche der Persönlichkeit des Anderen gekratzt.
Ist es so verwunderlich, dass sich der Andere abwendet?
Oft liegt hier ein Grund für Aggressionen, die je nach der Persönlichkeit des so Überhörten, dann in Wut, Antipathie oder Ablehnung umschlagen.
Wie wäre es, Sie gingen hinter dem gehörten Wort her?
Motivation
Untersuchungen der Neurobiologie zu den menschlichen Motivationssystemen zeigten, dass die „Motivations-Systeme“ im Gehirn abschalten, so sich ein Mensch dem Anderen nicht zuwendet. Das geschieht unbewusst. Wir bemerken die Emotion: Unlust, Desinteresse bis hin zu Ärger. Die anderen Menschen wenden sich einfach ab.
Nicht-Zuhören
Nicht zuzuhören, geschieht bei verbalen Interaktionen täglich. Dem Hörer geht etwas durch den Kopf; schon hört er nicht mehr zu. Er wird abgelenkt, weil der Empfang einer Nachricht auf dem Smartphone oder der Smartwatch durch Vibration angezeigt wird. Das geschieht meist unbewusst.
Was signalisiert ein am Tisch liegendes Smartphone?
Ich beobachte Menschen in Restaurants, die zusammen zum Essen gehen und jeder mehr Augenkontakt mit dem Telefon hat als mit dem anderen Menschen. Manche fingerln sogar fortwährend am Mobilephone.
Weshalb gehen diese Menschen gemeinsam zum Essen?
Was geschähe, wenn Sie das Mobiltelefon zum Essen nicht mitnähmen?
In Lehrvorträgen, Meetings oder Vorlesungen geschieht Ähnliches. Allerorten summt und vibriert es. Zugleich beschweren sich die Menschen mit Informationen so überladen zu werden und sich nicht konzentrieren zu können.
Wieso gehen die Menschen in Lehrveranstaltungen und sind danach doch (wissens-)leer?
Privat gehe ich mit Menschen nicht mehr zum Essen, die sich von ihrem Telefon nicht trennen können. Ein ungestörter Imbiss kann ein herrlicher Genuss und intimer Austausch sein. Hören ist gelebtes Wertschätzen: man achtet und wendet sich einem Menschen zu.
Ist Einfühlen (Empathie) in Gesprächen möglich, wenn ich eigenen Gedanken nachhänge?
Weshalb treffe ich mich mit einem Menschen, dem ich keinen Raum des Hörens einräume?
Was ist wichtiger als der mir im Gespräch gegenüber sitzende Mensch?
Schweigen
„Miteinander-Sprechen, und das meint nicht Zu-Reden, sei der Kern jeglicher wertschätzenden Kommunikation“ (Rogers). Für Watzlawick ist Kommunikation aktive Interktion. Hören bedeutet, dass einer schweigt, während der Andere redet. So werden Sprecher in einem Miteinander-Reden abwechselnd schweigen müssen. Beherrschen sie die Kunst des aktiven Schweigens nicht, bleibt es ein Zureden mit einem kaum zu steuerndem Gesprächsausgang.
Der Hörer bestimmt die Bedeutung des Inhalts
Die Herausforderung der Kommunikation ist immer:
Wie mache ich es, dass der Hörer das hört, was ich hoffe, dass er hört?
Immer entscheidet der Hörer, was er gehört hat oder hören will. Er ist immer frei, das zu entscheiden. Die Gesprächskompetenz, dem Anderen das Verstehen zu ermöglichen, beherrschen nur wenige.
Was ist die Wirklichkeit des Hörers?
Welche Gewissheiten teilt er mit?
Wie verm,ittle ich das gesagte, dass der Empfänger das versteht, was ich wünsche, dass er versteht?
Der Gewinn, der ein Gespräch vielschichtig und spannend macht, ist das neu Gehörte. Dies wechselseitige Neu-Hören während des Gesprächs erzeugt ein Resonanzgefühl, das nicht wie ein Echo verhallt.
Zuhören will gelernt sein .
Menschen sind oft so mit sich beschäftigt, dass sie den Anderen gar nicht hören. In vielen verbalen Interaktionen sehen sich die Menschen nur als Geber. Für diese Menschen ist Kommunikation lediglich lustvoller Selbstvollzug. Dabei wird Sprache auf Appell und Informationsfunktion zurückgenommen und die so Kommunzierenden erliegen dem Containerrealismus. Sie unterliegen dem Missverständnis, es sei leicht herauszufinden, worin der eigentliche Kern der Botschaft eines sprechenden Menschen bestehe.
Erleben Sie in Gesprächen Überraschungen, die Sie aus dem Konzept werfen?
Nehmen Sie überraschenden Bälle im Spiel der Kommunikation auf?
Ist es nicht ein Wunder, dass sich Menschen doch noch verstehen?
Sprechen ist riskant
Was sagt sie?
Was verschweigt sie?
Was ist der Sinn des Gesagten bzw. Geschriebenen?
Ist die Welt wirklich so, wie wir sie wahrnehmen?
Sprechen ist ein Schritt in eine fremde Welt. Ohne Mut werden Sie diesen Schritt kaum meistern und allenfalls nachsprechen.
Wirklichkeiten
Viele Physiker und Philosophen sind sich zwischenzeitlich einig, dass sich die Welt, die wir wahrnehmen und die Welt, wie sie „wirklich“ ist, unterscheidet. Wir sehen nur, was wir wissen , formulierte schon Goethe. Heinz von Förster sagte, dass die Landkarte, die wir von einem anderen Menschen sehen, schon eine Landkarte der Landkarte des Gebiets sei. Die Landkarte des Menschen als „Modell der Welt“, spiegelt nicht 1 zu 1 die reale Welt. Es ist nur deren Struktur. Indem Menschen genau zuhören, können sie die „geistigen Landkarten“ der Gesprächspartner bemerken. Keine Konstruktion der Welt eines Menschen gleicht der eines anderen Menschen. Und die Entdeckungsreise in die Welt des Anderen einzudringen, beginnt mit Zuhören.
Was sind Ihre Wirklichkeiten, die Sie für wahr halten?
Empathie
Empathie stellt sich ein, wenn sich der Sprecher von seinen Vorurteilen, Überzeugungen und Meinungen frei machen kann. „Gefühle und Bedürfnisse wollen ernst genommen werden. Trost, Beschwichtigen, Ratschläge und Ermutigungen sind hier fehl am Platz“, sagt Marshall B. Rosenberg.
Ist Empathie ohne Zuhörenkönnen möglich?
„Stilles“ Zuhören
Der Gesprächspartner gibt keinerlei Statements, sondern demonstriert Aufmerksamkeit durch Laute, Blicke der Zuwendung oder manische Rückmeldung. Unterschätzen Sie diese Form des „stillen“ Zuhörens nicht. Menschen sind es nicht gewohnt, länger die Klappe zu halten. Es ist die Grundform einer wertschätzenden Zuwendung. Carl Rogers bezeichnete das als aktives Zuhören. Es fordert maximale Konzentration und Alterozentriertheit.
Haben Sie einmal versucht, 3 Sekunden zu schweigen, bevor Sie antworten?
Aktives Zuhören
Beim aktiven Zuhören handelt es sich um eine Form des Feedback im Sinne von: „Habe ich Sie richtig verstanden,…“? Varianten des aktiven Zuhörens sind:
1. Paraphrasieren, 2. Zusammenfassen, 3. Nachfragen.
Drei Weisen des Zuhörens
Geduldiges Zuhören
Mit Aristoteles wird geduldiges Zuhören als Tapferkeit verstanden. Nicht gemeint sind: resignierendes Dulden, Ungeduld oder Loghoroe. Es bedingt immer auch ehrliches Interesse.
Geduld erreicht alles, sagte eine weise Kirchenlehrerin im 16 Jahrhundert.
Genaues Zuhören
Versuchen Sie immer alle vier Botschaften (Schulz von Thun: Information, Selbstdartsellung, Gefühl, Appell) in dem richtigen Verhältnis wahrzunehmen?
Ungenaues Zuhören ist oft begründet in: Stress, Angstzuständen, Scham, Schuld, Mindergefühlen, Projektionen, Rückübertragungen oder starker Emotion (Neid, Zorn, Liebe, Ehrgeiz..).
Das können Sie üben, indem Sie nur das sagen, was Sie sich für das Gespräch auch vorgenommen haben.
Analytisches Zuhören
Analytisches Zuhören bedeutet schnell und sicher die sachlichen und logischen Voraussetzungen, Implikationen und Konsequenzen des Gesagten zu erkennen und mitzubedenken.
Was muss man bei einer Aussage alles herausfinden, damit man sagen kann, der Satz sei zutreffend?
Was hätte es für Folgen, wenn der Satz wahr wäre?
Michael Ende: Momo
„Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war zuhören. Das ist nichts Besonderes….
Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur ganz wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören vertsand, war es ganz und gar einmalig.
Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen…. Sie konnte zuhören, dass ratlose oder unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten. Oder Schüchternesich plötzlich frei und mutig fühlten…..
So konnte Momo zuhören.“
Höre!