Ziel sei, nicht nur mit dem Fisch, dem Seepferdchen oder einer KI konfigurierte Traumfigur im social Medium eine Beziehung aufzubauen.
Beziehungs-Weise
Viele Menschen klagen über bestehende oder fehlende Beziehungen. Wieso zeigen Menschen aber eher ein Verhalten, das sie voneinander eher entfernt, statt zusammen zu kommen. Ist das weise?
Beziehungs-Weise, beleuchtet einige Facetten, die sich zeigen, wenn Menschen sich begegnen und näher kommen wollen.
Wir sind nicht allein
Die Begegnung finde außerhalb der Innerlichkeit des einzelnen Subjekts statt. Dies sei nach Martin Buber ein schmaler Grad: „jenseits des Subjektiven“ und „diesseits des Objektiven“.
- Wie können wir das menschliche Dazwischen zwischen Ich und Du zu gestalten?
Der Mensch ist keine Insel. Die Neurobiologie zeigte uns auf, dass der Mensch auf Beziehung und nicht nur Individualität angelegt ist. Wenn dem so ist, ist es dann nicht weise, sich Gedanken zu machen, wie man sich stimmig in Beziehungen verhalten kann?
Ein Freund fragte mich einmal zum Thema Beziehung: Wie wäre es, im Leben zwei Weisen des Seins zu sehen: einerseits sich selbst zu lieben, andererseits sich weise zu begegnen?
- Was eröffnet eine Beziehung, was der Mensch alleine nicht vermag?
Zusammen-sein
Zusammen-Sein als Ergebnis einer Beziehung erfahren wir mehr, als es zu formulieren. Dieses „Wissen“ ist, obwohl es ohne Sprache stattfinden kann, nicht weniger real. Dieses Phänomen ist das „Herz“ einer Beziehung. Diese Art des Wissens ist unserer gewöhnlichen Art überlegen (Saunders). Fehlt diese Art des Wissens, erleben wir in Beziehungen höchstens einen funktionalen aber nie bedeutsameren Bezug.
Dialogik
Der Raum des Dazwischen ist von Polen Ich und m Du umschlossen. Die dialogische Begegnung bzw. Beziehung findet zwar außerhalb der Innerlichkeit statt, verdichte sich selbst aber zu einem Raum der Innerlichkeit (Byung-Chul Han).
Dieses dialogische Verhältnis macht die Intimität und Geschlossenheit einer Zweierbeziehung deutlich: Zwei Blicke treffen sich sekundenlang, in neugieriger und zuerst bezugsloser Gegenseitigkeit.
- Wo begänne bei der Betrachtung des jeweils Anderen die Beziehung?
- Was ermöglichte oder öffnete sich dem Menschen, wenn die Emotion eher beim Anderen und in meinem Aussen sich ereignete?
Wo das principium individuationalis einen nicht mehr so fesselt, sucht man das Gleichgewicht zwischen sich und dem Anderen herzustellen, versagt sich Genüsse, übernimmt Entbehrungen, um fremde Leiden zu mildern, meinte Schopenhauer.
Miteinander
Verbinden wir uns (wieder). Menschen sind gut darin, das Zugestoßene gemeinsam durchzustehen. Im Gemeinsamen kann eine positive Energie entstehen, die Größeres und Neues eröffnet, das mehr ist, als seine Einzelteile zu bilden vermögen. Das Leitbild des Miteinander schafft uns Sicherheit, gibt Rückhalt und Zuversicht und schaffe nach Karl Anton so ein überschauendes Bewusstsein.
Ein guter Weg miteinander in die Zukunft zu gehen, führe über Resonanz, Dialoge, konstruktive Dialektik und interaktive Kommunikation.
„Nichts stirbt von dem, was wird, sondern seine Teile zerstreuen sich hierhin und dorthin und es zeigt sich eine neue Gestalt.“ Philo von Alexandria etwa um 10 a. bis ca. 40 p.C.
Resonanz
Viele Menschen leben heute in einer Gesellschaft des Wettbewerbs und der Eigeninteressen. Trennung scheint das dahinterliegende Muster. Die Folge ist eher ein Gefühl der Entfremdung vom Anderen. Zugleich bewirken diese Phänomene ein gegenteiliges Bedürfnis: die Sehnsucht nach Verbundenheit, Zugehörigkeit und einem Miteinander.
Gemeinsame Schwingungen
Resonanz bedeutet, in gemeinsame Schwingung zu kommen. Das gelingt wenn der Individualität eine innere Haltung gegenübertritt, die uns eher mit einem anderen Menschen, einer Gruppe oder der uns umgebenden Welt verbindet.
Es geht um Unverfälschtheit, gefühlte Authentizität, Stimmigkeit, ehrliche Herzlichkeit (Freundlichkeit) und Streben nach menschlicher Nähe. Menschen streben nicht nach funktional gespielten Beziehungen und einem ausschließlich funktionalen Austausch. Resonanz gelingt in einer Umgebung, die emotional ansteckt und „überwältigt“. Dann vermag ein Moment der Berührung und der Selbstwirksamkeit zu entstehen, der beide Seiten in Resonanz bringt.
Wirklichkeiten
Martin Buber schreibt in seinem Buch ‚Das dialogische Prinzip‘, das Grundwort sei Ich-Du. Doch schon die Wortbeziehung ist zwiefältig. Du und Ich sind zwei Teile einer Ganzheit, die jede zwiefältige Haltung abstreift. Das bedeutet nicht, das Ich aufzugeben, sondern in das Spannungsfeld zu treten, wo Ich und Du oszillieren (s.o.). Eine neue Wirklichkeit wird dem Leben eingehaucht.
Beziehung sei kein Substantiv, sondern ein Tunwort. Und Wirklichkeit ist keine Seinsweise. Wirklichkeit besteht im Wirken. Und wo der Mensch in Wechselwirkung zwischen Ich und Du wirkt, entsteht die tiefste und kraftvollste Wirklichkeit. Das ist kein sich versenken, sondern als ganzer Mensch dem anderen Menschen und der Gesellschaft in aktiver Zwiesprache zu begegnen.
„Der Glaube, es gebe nur eine Wirklichkeit, ist die gefährlichste Selbsttäuschung“, schrieb Watzlawick.
Psycho-Logik
Wir sprachen von Wirklichkeit. Immer wieder übersehen Menschen, dass Beziehungen in der der Psycho-Logik spielen. Das bedeutet, innerhalb der Psycho-Logik sprechen Menschen immer aus der Sicht ihrer (subjektiven) Gewissheiten; jedoch nie vom objektiven Wissen. Menschen meinen objektiv zu wissen, obwohl sie subjektiv meinen. Die Folge dieses Glaubens ist meist ein Clash.
- Ist es für eine Beziehung nützlicher, wenn beide sich Begegnende überzeugt sind, dass jeder für sich Recht habe?
- Was geschähe in einer Beziehung, wenn die sich Begegnenden versuchten, zuerst die Gewissheiten des jeweils Anderen zu erkennen?
- Ändern Sie in Gesprächen gerne ihre Meinung?
Aktive Interaktion
Wie soeben gesehen, entsteht diese (Beziehungs-)Wirklichkeit, wenn Menschen sich in einer Beziehung aktiv begegnen (Watzlawick). Menschen interagieren grundsätzlich über Sprache. Ohne alterozentrierte Kommunikationsorientierung werden sich Menschen weder Beziehungsräume im Beruf, noch im privatem Raum öffnen. Es bleibt meist eine Beziehung der Subordination und des einseitigen Zusprechens.
- Wie wirkte sich eine rein funktionale Kommunikation auf Beziehungen aus?
Vom Ich zum Wir
Der Weg vom Ego-Bewusstsein zum Du- und Wir-Bewusstsein führt zu einer verbesserten Beziehung von Du und Wir, die eine verbesserte Beziehung zum jeweiligen gesamten System und eine verbesserte Beziehung zu sich selbst öffnet.
Dem Leben öffnen
Sich in Randgebiete zu wagen, bedeutet, den inneren Ort (Ich) von dem aus man blickt, zu verändern. Das gelingt eher, wenn man das Denken öffnet und den Mut hat, ins Aussen zu treten und sich einzulassen. Nur wer seinen Blick auf neue Kontextbezüge richtet, erweitert seinen Blick und kann in dem sich öffnenden dialogischen Feld Phänomene wahrnehmen, die in der Rückwirkung das Innere entzünden können. Das ist die Alchimie, die Flamme der echten Begegnung, die Hingabe, Leidenschaft, Begehren auflodern lässt. Vordergründige Aspekte treten in den Hintergrund.
- Wo entdecken Sie ihre individuellen Randgebiete?
Zweier-Beziehung
Wann sind Sie jemanden wahrhaft begegnet, weil Sie sich nicht den Risiken verschlossen haben, sondern den Mut fanden, sich dem Anderen zu öffnen?
„In der Zweierbeziehung vermag die wahre Begegnung stattzufinden, wenn Körper und Geist stärker sind, als die Idee von dem anderen Menschen“, meint Charles Pèpin. Unerwartetes kann zufallen. Die Beziehung kann die Veränderung der eigenen Weltsicht eröffnen, indem Sie dem Anderen vertrauen.
Das bedeutet nicht, zu verschmelzen. Verschmelzen ist, sein Selbst aufzugeben. Man gäbe damit das auf, das eine Vergrößerung in der Beziehung bedeutet. „In der Liebe muss man die Zahl Zwei verstehen“, schreibt an anderer Stelle Pépin. Zwei beschreibt die Zweiheit und ist auch im Zwei-fel enthalten. Der Zweifel verweist auf etwas Anderes und Andersartiges, das sich meiner Wirklichkeit (Egozentrik) entzieht.
Diese Andersartigkeit, dieses Neue, diese Unsicherheit bewässert, den eigenen „geheimen Garten“ (Französische Redewendung). Verharrt man nur im eigenen Zimmer, vertrocknet das Innen (der Garten der Ressourcen).
Befreiung
Aus der Zweiheit erwächst eine befreiende Kraft, die lebendige Begegnungen generiert. „Cogito, ergo sum“ (Descartes), weist nicht auf den Anderen. Descartes verkennt, dass Menschen einander brauchen, um selbst zu werden (Martin Buber, Joachim Bauer). Die Befreiung vom Ich gelingt, wenn wir handelnd in die Welt treten und den Mut haben, die Maske fallen zu lassen. Zweiheit weißt als Wort weg von einer Singularität.
Empathie
Wenn wir Einfühlung in den Anderen zeigen, sind wir ganz im Moment präsent. Unsere eigenen Gedanken, Erfahrungen, Vorurteile, (Deutungs-) Haltungen und Wissen kommen zum Stillstand. Dieser leere Raum macht Platz für den Anderen. Wir können seine Welt aufnehmen.
Empathie ist ein Öffnen zum Du hin, die eine resonante Beziehungen erst ermöglicht (s.o.). Das alte Beziehungsmodell, das Prinzipien und Kontrolle genutzt hat und über die Jahrzehnte gut eintrainiert wurde, weicht einem Modell, das sich auf einer eher horizontalen Ebene bewegt und in den Begegnungspunkten das Wohl der Anderen verinnerlicht. Dieses gemeinsame Bewusstsein von Ich und Du ermöglicht eine fließende und lebendige Verhaltensweise, die anschlussfähiger und co-empathischer ist.
Empathie bringt ähnlich Sympathie Anerkennung zum Ausdruck. Im ersten Fall ist diese Verbindung eine Begegnung, im Sympathiefall eine Umarmung, Vereinnahmung. Sympathie überwindet Unterschiede durch eine vorgestellte Identifikation.
Sympathie
Während Empathie auf den Anderen nach dessen Bedingungen eingeht, aktiviert Sympathie als stärkeres Gefühl das eigene Ich. Ich „leide“ mit. Das kann nicht Sinn und Ziel des Lebens sein: Leben ist das gute Leben. Dieses „gute Leben“ ist auf prosoziales Zusammenleben, Gemeinsinn, Fairness und Empathie ausgerichtet und aktiviert genetische Programme und Körpersysteme, das menschliche Gesundheit eher fördert als mindert (biophiles Postulat).
Zuhören
Empathie ist die anspruchsvollere Übung des Zuhörens. Der Zuhörer muss aus sich selbst herausgehen und seine Vornahmen aufgeben (s.o.). Empathie ist sprachlich betrachtet, eher mit dem Dialog verbunden. Die Neugier im Dialog ist sicher nicht immer so befriedigend, doch sie birgt einen eigenen emotionalen Lohn (Richard Sennett).
Buber schrieb: „Trotz aller Ähnlichkeit hat jede …Situation,….auch ein neues Gesicht…. Die neue Situation erwartet von dir eine Antwort, die nicht im Vorhinein vorbereitet werden kann. Sie erwarte nichts aus der Vergangenheit, sie erwartet Präsenz, Verantwortung sie erwartet -dich…..“.
Empathie ist nicht analytisches Verstehen. Beim Zuhören geht es nicht darum, Mitleid zu empfinden (Tanja Singer, Matthieu Ricard, Mitgefühl). Der Mensch verbindet sich nicht mit seinen, sondern mit den Gefühlen des Anderen. Spüre ich eigene Gefühle, habe ich die andere Person verloren (M. Rosenberg). Ihre Aufmerksamkeit ist woanders verortet. Bei Empathie versuchen wir, das zu hören, was der Andere sagt. Das bedeutet nicht (zwingend) Zustimmung. Das scheint oft verwechselt zu werden. Gerade wenn jemand provozierende Dinge sagt, oder eine andere Meinung äußert. Was dahinter beim anderen fließt, sind Bedürfnisse und Gefühle (Rosenberg).
Sprache der Beziehung
Was sich in der Sprache ausdrückt, können wir nicht durch sie ausdrücken, schrieb Wittgenstein in TLP 4.121).
Das bedeutet, dass bei jeder Äußerung noch Anderes mitschwingt. Gleich, was ihr Beziehungsgegenüber ausdrückt, er hat z.B. nicht nur gesagt: „Ich will zum Schwimmen gehen“. Da ist nicht nur die Aussage, die aus Worten besteht, sondern „mit Schwimmen gehen“ können sich noch andere Dinge ausdrücken Z.B: Freude, Lust, Aktivsein, Sport, Gesundheit…
Milton Erickson Sprache
Milton Erickson wurde für seine Sprache berühmt. Er war im Stande zwei Sprachen zu sprechen. Die eine ist die ganz normale. Er hat beispielsweise gefragt: „Sie kamen gut hierher? Gut, dass Sie hergefunden haben“ usw. Durch unterschiedliche Betonung oder Akzentuierung, gab er den Worten unterschiedliche Bedeutung. So zeigte er uns auf, wie bedeutend die Betonung, Mimik und Gestik sein kann, was das Gesagte innerhalb einer Beziehung aussagt. Das ist eine Sprache, die Sie später nicht nochmal sagen können. Sie hängt von dem Augenblick, in dem es geäußert wurde ab.
Giftige Beziehungssprache
Sprache denkt und dichtet nicht nur für mich, sie lenkt auch mein Gefühl, sie steuert mein ganzes seelisches Wesen, je selbstverständlicher, je unbewusster ich mich ihr überlasse, schrieb Victor Klemperer in LTI.
Wird die Sprache aus giftigen, eher trennenden oder Zustände beschreibenden Wörtern gebildet, was geschähe dann mit zwei, um Beziehung bemühte, Menschen?
Diese giftigen Worte werden unbemerkt geschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun und nach einiger Zeit ist die zerstörende Wirkung doch da. Wenn eine Person sagt, „ich mag Sie“, „wie geht es Ihnen“ oder Erwiderungen mit „aber,…“ verwendet, sind die Wörter meist nicht selbstschöpferisch geprägt. Es sind schon vorher tausendfach in Filmen, öffentlich vorgetragen oder in Begegnungen gehörte Worte, die Menschen unbewusst annahmen.
- Wie sähe eine Beziehung aus, die „biophiler“ Sprache basiert?
- Welche Metaphern finden sich in ihrer alltäglichen Sprache?
- Welche Bilder förderten „Bindungshormone“?
Analog
Analoge Kommunikation lässt sich oft auch in einer anderen Sprache über Gestik und Sprechausdruck leichter ableiten, als digitale und abstraktere Kommunikation.
Beispiel: Sagt ein Araber am Telefon „كرسي“, werden Sie wenig damit anfangen können. كرسي hat wenig كرسي-artiges an sich. Treffen Sie aber den Araber persönlich und er deutet zugleich auf einen Stuhl, ist Ihnen sofort klar, was das Wort bedeutet.
Das ist die Analogiekommunikation, die durch Betonung und begleitende Körpersprache zum gegenseitigen Verstehen führt. Die analoge Kommunikation verweist auf bestimmte Beziehungsformen zwischen den Beteiligten. Die semantische Bedeutung „Stuhl“, tritt in den Hintergrund: Es scheint jedoch naheliegender, dass Sie den Araber im persönlichen Kontakt als zuvorkommender und wertschätzender empfinden.
Der Gegensinn
Das Schwierige an Aussagen ist, dass analoge Mitteilungen auch einen „Gegensinn“ in sich tragen. Es gibt Tränen des Schmerzes und der Freude. Das Hinweisen auf den Stuhl im obigen Beispiel kann auch nur eine Höflichkeitsform oder der Hinweis sein, sich hinzusetzen.
Bei allen Bemühungen erinnern Sie immer Montainges Katze: „Wenn ich mit einer Katze spiele – wer weiß wirklich, ob ich nicht mehr ihr zum Zeitvertreib diene als sie mir?“
Digitale Welt
Für viele Menschen gehört die digitale Welt zum Alltag, andere empfinden diese immer noch als Fremdkörper. Doch längst sind das Analoge und Digitale in Beziehung getreten und scheinen untrennbar.
Kommunikation enthält immer digitale und analoge Elemente. So wächst eine neue soziale Nähe, mit oszillierenden (Watzlawick: interaktiven) Verbindungen. Diese oszillierenden Vernetzungen führen zu neuer Verbundenheit. „In dieser neuen Gesellschaft ist das Betriebssystem das Internet und führende Kommunikationsmedium. Die Geschwindigkeit des Wandels ruft neue Denkmodelle in sozialer, kultureller und ökonomischer Weise ins Leben“ (Dirk Baecker).
Diese Möglichkeiten aufzuzeigen und auch kritisch zu hinterfragen, führt zu fluiden Netzwerken, wo sich Menschen auf einer offenen Plattform treffen und sich über den laufenden Austausch laufend neu definieren.
Beziehungsintelligenz, Beziehungs-weise
Beziehungsintelligenz oder besser Beziehungsweise scheint ein Mensch, der die Kompetenz hat, Beziehungen zum wachsen und blühen zu bringen, zu pflegen und zu im Leben zu leben.
Beziehung bedeutet Nähe zuzulassen. Lebenswissen, Neugier, persönliche Haltung, Sozial-Sinn, Emotion und Temperament sind einige Phänomene, die lebendige Begegnung zulassen. Es bedeutet den Willen zur Verbundenheit der eigenen Autonomie voran zu stellen.
Eine alterozentrierte Haltung, die die eigene „Kernidentität“ unter die Beziehungsidentittät stellt, ist nützlich, wenn Menschen Menschen mit dem Willen begegnen, sich zu verbinden. Ohne diese Haltung wird Sprechen zweier oder mehr Menschen immer ein Zu-Reden bleiben. Sie erreichen ihr Gegenüber nicht.
- Ist ihre Kommunikation anschlussfähig?
Beziehung und Aggression
Die Aggression des Menschen versetzt ihn in die Lage, Beziehungen gegen Angriffe zu verteidigen und Störungen innerhalb der Beziehung zu regulieren und auch Beziehungen überhaupt einzugehen.
- Bedeutet Beziehung auch ein Besitzenwollen des anderen Menschen?
Der Mensch, der besitzen will, verdinglicht den anderen Menschen. Erinnern wir Salomons Urteil zu den zwei Müttern, bei denen jede behauptet, es sei ihr Kind. Als der Richter das Schwert zückt, ruft die wahre Mutter: Nein! Gib es ihr. Indem sie den Besitz loslässt, gewinnt sie ihr eigenes Kind.
- Wie verhalten Sie sich in privaten oder beruflichen Beziehungen?
Das Wissen um Aggression eröffnet Möglichkeiten, das Entstehen schwerwiegender und anhaltender Gewalt in Beziehungen zu vermeiden und gegen zu wirken.
Wenn wir schon nicht gewaltfrei sein können, gilt, immer danach zu streben, die Feind-Aggression in Gegner-Aggression zu verwandeln (Rupert Lay, Wie man sich Feinde schafft). Während der Feind besiegen und vernichten will, geht es beim Gegner des Spiels darum ohne Vernichtungswillen zu gewinnen. Im menschlichen Begegnungs-Spiel ereignen sich unvorhergesehene Phänomene: z.B: Auseinandersetzung, Enttäuschung, und auch Wertschätzung, Anerkennung und Zuwendung.
- Wie ist ihr Aggressionsverständnis grundsätzlich und auch in Bezug auf eine Beziehung?
Werte
Die Verbindung mit anderen Menschen ist nach Joachim Bauer bedeutend. Er führt weiter aus: Eine personale Koppelung mit einem anderen Menschen kann auch -ohne persönliche Bekanntschaft auf einer Wertekopplung basieren. Diese bedarf zwar eines anderen Menschen, dieser muss aber nicht im unmittelbaren Umfeld sein. Werte sind transpersonal. So kann sich der Mensch mit einem Propheten, Guru oder dem Dalai Lama identifizieren. Die Vereehrung einer Persönlichkeit, eines Religionsführers oder „Helden“ bewirkt, dass sich die psychische und neuronale Pepräsentanz des Selbst mit der verehrten Person überlappt. Über diese Wertekopplung werden sie zu nahestehenden Personen, auch wenn sie sich nicht persönlich kennen.
Werte sind grundsätzlich nichtpersonaler Natur und aus Sicht neuronaler Systeme nicht beziehungsfähig. Damit Menschen sich über gemeinsame Werte nahekommen, bedarf es der Bezugnahme auf ein personales Gegenüber oder einer dritten Person, die als Träger verbindender Werte fungiert.
Eine Frage nach dem, was dem anderen wichtig erscheint, ist immer auch eine Einladung zur Selbstvertiefung. Diese Koppelung zwischen den Beziehungspartnern, kann eine Brücke sein, personale Näherungsprozesse anzustoßen.
Werte zeigen sich in der zwischenmenschlichen Beziehung. „Gelten solle nicht, was nur aus meiner eigenen Sicht sei, sondern was für alle Menschen akzeptabel sei…“. In Kants kategorischer Imperativ ist implizit der Perspektivenwechsel enthalten. Meint es Toleranz?
Unvollkommenheit
Mir begegnen Menschen, deren Eingehen in eine Beziehung auch mit „Unbeholfenheit“ gelingen kann, die emotionale Kraft einer zwischenmenschlichen Beziehung zu zünden. Dieser Beziehungszauber entsteht jenseits Befolgen ritueller oder formaler Ratschläge. Diese Menschen haben Intuition und Elastizität, formale Grenzen auszuloten, die zwangsweise zu Fehlverhalten führen. Es gilt sich trotz der Selbstzweifel zu öffnen, um die Kraftquelle einer Beziehung zu spüren. Das Herz einer Beziehung können wir nicht erzwingen. Doch wir können uns bereit machen und uns von unserer Ich-Sicht lösen, um einem Anderen eindringen zu lassen.
- Woher wissen Sie, dass eine Beziehung gut ist?
- Was sind nicht-narrative Anteile einer Beziehung?
Ausblick
Die angesprochenen Facetten sollen Sie anregen, Ihr Beziehungs-Kaleidoskop, zu drehen, um andere Sichtweisen und Gedankenanstöße zu erhalten, weiter zu vertiefen, um ein wenig beziehungs-weise zu werden.
Ein neuer Ratgeber war von mir nicht beabsichtigt. Viele Bereiche bleiben offen. Den Zauber und die Erfüllung die ein Beziehung Ihnen schenken kann, werden Sie nur erfahren, so Sie sich auf das Beziehungs-Spiel mit anderen Menschen einlassen.